Wie die Vielfalt und Schönheit der Schneeflocken, so die Vielfalt und Schönheit in den Köpfen der Menschen dieser Erde. Niemals wird es zwei sich völlig gleichende Exemplare gibt. Die Nervensysteme der Menschen sind wie Schneeflocken – individuell und einzigartig. Der Begriff der Neurodiversität bezeichnet, nach Andre Zimpel (Hamburg, im Juni 2024), die Vielfalt der menschlichen Gehirne.
Ob Mitglied der mehr oder weniger neurotypischen Majorität oder der mehr oder weniger neurodivergenten Minorität – im Spektrum der Neurodiversität sind alle versammelt, wenn auch längst nicht alle gleichberechtigt. Menschen, die anders denken, fühlen und handeln, als von der dominierenden Majorität erwartet, gibt es schon immer, noch immer und überall. Und sie bekommen von Kindheitstagen an vermittelt, dass sie irgendwie anders sind, irgendwie komisch sind – und vielleicht doch nicht ganz richtig im Kopf? Der Einfluss der neurotypischen, dass Selbstbild prägenden Referenzgruppe beginnt zu wirken und er wirkt immer intensiver über die Zeit. Gedankenberge türmen sich auf und formieren sich zu Komorbiditäten.
Inklusion zieht weite Kreise. Im neurodivergenten Neurodiversitäts-Spektrum befinden sich beispielsweise auch Personen mit „Autismus-Spektrum-Störung“, „AD(H)S“, „Dyskalkulie“, „Legasthenie“, „Dyspraxie“ „Tourette-Syndrom“ und auch HSP, HK, HB ist okay.
Anklang finden. So wie die Menschen, brauchen auch die großen Ideen Resonanz in der Welt. Der Begriff Neurodiversität fand Anklang. Seit dem Ende der 1990er Jahre, klingt er in der Welt. Im Jahre 2024 ist die Neurodiversität sogar schon im deutschen Duden weitgehend sang- und klanglos angekommen. So verbreitet sich neues Denken in unseren Köpfen und in unserer Welt. Nun ja, die Verbreitungs-Geschwindigkeit lässt noch zu wünschen übrig.
Judy Singer, Studentin der Anthropologie und Soziologie in Australien, verwendete den Begriff Ende der 1990er Jahre im Titel ihrer Bachelorarbeit. Damit schaffte sie es den Menschen, die anders waren, eine Stimme zu geben – Menschen, die sich nie und nirgendwo zu Hause fühlten, die sich in jeder Gruppe fremd und anders fühlten, wie Außerirdische, wie Wesen von einem anderen Stern, Menschen, die immer und überall anders tickten, wurden zum ersten Mal gesehen, sie wurden wahrgenommen. Sie gab damit den Ausgegrenzten einen Namen, den Seltsamen und den Komischen in den Schulklassen, den Hyperfokussierten, den Nerds, den Pedanten, die sich nur in ihren Spezialgebieten wirklich zu Hause fühlten, den Introvertierten, den Underachievern und vielleicht auch schon, ohne es zu ahnen, den ADS-Träumern.
Genug geträumt, nach Black is beautiful, Gay is good und Sisterhood is powerful in den 1960er- und 70er-Jahren wäre es an der Zeit für Neurodiversity-Empowerment in der Community.
Die Neurodiversitätsbewegung in Deutschland hat noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten. Fangen wir an! Wie geht es den Kindern und Jugendlichen im Neurodiversitäts-Spektrum in unseren Schulen im Jahre 2025? Wie geht es den seltenen hochkreativen Studierenden, die zu viel suchen, die zu viel denken, zu viele Details erkennen, die zu viel wissen wollen und zu viel wissen und recherchieren müssen im Jahre 2025 an unseren Universitäten?